Im Verlauf des Projekts entwickelten Teilnehmende der Transformationsarenen städtische Experimente. Ziel dieser Experimente ist es, spezifische, kurzfristige Interventionen zu gestalten, um gemeinsam Erfahrungen zu sammeln, welche Veränderungen für eine klimaneutrale Stadt sinnvoll und umsetzbar sind. Dabei geht es nicht nur um innovative Ergebnisse, sondern besonders darum, neue Formen der lokalen Zusammenarbeit und ungewohnte Denkweisen zu erproben. Die Experimente werden dezentral von den Projektteilnehmenden sowie weiteren lokalen Akteur*innen vorangetrieben.
Sollten Sie allgemeine Fragen zu den städtischen Experimenten haben, wenden Sie sich bitte an trust @ioer.de
Übersicht Experimente
Softwaregestützte Analyse energetischer Sanierungsmöglichkeiten für unterschiedliche Gebäudetypen
Mit Hilfe geeigneter Software sollen beispielhaft energetische Sanierungsmöglichkeiten für Gebäudetypen untersucht werden. Dabei sollen die Möglichkeiten der Verwendung von erneuerbaren Energien und Sanierungen unter den Voraussetzungen der Wirtschaftlichkeit, Energieeffizienz, Funktionalität und des Denkmalschutzes analysiert werden. Die Ergebnisse sollen auf vergleichbare Gebäude, Quartiere oder Straßenzüge übertragbar sein und die Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung (KWP) unterstützen.
Ansprechperson: Christian Conrad, info @ibe-c.de
Initiative zur Umgestaltung der unteren Jakobstraße
Die Aufenthaltsqualität der unteren Jakobstraße in der Görlitzer Innerstadt ist durch einige Faktoren beschränkt: eine Vielzahl parkender Autos auf beiden Straßenseiten, Durchfahrtsverkehr zum Postplatz, schmale Einbahnstraße mit Radverkehr in beide Richtungen. Das städtische Experiment zielt auf die Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch Begrünung, Verringerung der Parkflächen und des Durchgangsverkehrs und dadurch Erhöhung der Sicherheit für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen. Im Sommer 2024 fand bereits eine Sperrung von Parkflächen für die Außengastronomie statt.
Ansprechperson: Andreas Kolley, a.kolley @sudost.de
Bürger*innenbeteiligung (Systemisches Konsensieren)
Wie beteiligen wir Bürger*innen bei dem Vorhaben „Gölitzer Klimaneutralität bis 2030“? Wie schaffen wir es, in der Verwaltung die Bürgerbeteiligung auszubauen und die Verwaltung damit nicht zusätzlich zu belasten, sondern Synergieeffekte zu erzeugen? Mithilfe der Methode des Systemischen Konsensierens sollen Lösungen gefunden werden, die möglichst von allen mitgetragen werden. Systemisches Konsensieren ist eine Entscheidungsfindungsmethode, bei der Vorschläge anhand des Widerstands der Beteiligten bewertet werden, sodass die Option mit dem geringsten Widerstand bevorzugt wird, um eine möglichst hohe Akzeptanz und konstruktive Lösungen zu erzielen. Sie soll in unterschiedlichen Formaten erprobt und deren Ergebnisse hinsichtlich der Anwendbarkeit in Görlitz evaluiert werden, ein erster Durchgang erfolgte beim Jakobstraßenfest 2024.
Ansprechperson: Gesa Zenner, g.zenner @goerlitz.de
Vernetzung von Akteur*innen im Bereich Reparatur in der Stadt Görlitz
Das Experiment hat zum Ziel externe Expertise im Bereich Verwertung und Reparatur einzuholen sowie Koordinationsmöglichkeiten von Reparaturstrukturen zu testen, um die Idee einer Kreislaufwirtschaft für bestimmte Produkte in Görlitz voranzubringen. Im Rahmen einer TRUST-Transformationsarena im Frühjahr 2024 wurden mit einem erfahrenen Experten zum Thema Reparaturrat erste Grundlagen für Görlitz erarbeitet. Nun werden Möglichkeiten gesucht, Reparaturstrukturen dauerhaft in Görlitz zu verankern.
Ansprechperson: Julia Schlüter, julia @second-attempt.de
Beuteltier: "Nachhaltigkeit in der Tasche"
Der Beutelspender ist ein kreativ gestaltetes Känguru aus Holz, das vor oder in Supermärkten und Läden aufgestellt werden kann. Kund*innen können sich jederzeit beim Einkaufen einen Stoffbeutel nehmen, oder auch überflüssige von zu Hause für andere Kund*innen am Beuteltier hinterlassen. So wird das Kaufen von neuen Stoffbeuteln oder Plastiktüten überflüssig. Außerdem sind am Känguru auch Informationen zu finden, wie der eigene Einkauf nachhaltiger gestaltet werden kann. Damit soll das Experiment zu konkreten Umsetzungsschritten für ein klimaneutrales Görlitz im Alltag beitragen.
Ansprechperson: Ulrike Kauf, u.kauf @tierra-goerlitz.de
Blühwiesen
Im Stadtgebiet werden auf bisher intensiv genutzten oder artenarmen Grünflächen artenreiche Blühwiesen angelegt, die extensiv bewirtschaftet werden sollen. Dies findet in Kooperation mit der BUND Ortgruppe Görlitz und dem Landschaftspflegeverband Zittauer Gebirge und Vorland e. V. gemeinsam mit Flächeneigentümer*innen statt. Im Frühjahr und Herbst 2024 wurde bereits auf sechs unterschiedlichen Standorten auf mehr als 5.500 m2 Flächen durch zweifaches Fräsen vorbereitet, danach zertifiziertes regionales Saatgut ausgebracht und angewalzt. Dort können sich nun neue Pflanzenarten etablieren, die sich dann auf dem Rest der Grünflächen ausbreiten – und damit insgesamt 2 Hektar Wiesenfläche entstehen. Die Anlage weiterer Blühflächen folgt im Frühjahr 2025. Innerstädtische Blühwiesen fördern die Biodiversität, indem sie Lebensräume und Nahrungsgrundlage schaffen, zum Beispiel für Fledermäuse, Schmetterlinge und Wildbienen. Sie dienen aber auch zur Vernetzung mit anderen Standorten und fördern dadurch die genetische Vielfalt. Zudem verbessern sie das Stadtklima, indem sie bei Hitze die Umgebung kühlen. Der hohe Humusanteil der Blühfläche bindet dauerhaft CO2, speichert besser Wasser für Trockenperioden und der lockere Boden kann auch bei Niederschlägen schneller und mehr Wasser aufnehmen und reduziert somit Erosion oder Hochwasser. Blumenwiesen bieten darüber hinaus Naturerfahrungen für Jung und Alt im urbanen Raum.
Ansprechperson: Peter Decker, peter_decker @yahoo.de
Fachaustausch "Wohnen in Görlitz"
In Anknüpfung an die Projektreihe Probewohnen (Erkenntnisse zu Anforderungen und Erfahrungen potenziell Zuziehender an das Wohnen, Leben und Arbeiten in der Stadt) soll ein Fachaustausch zum Thema "Wohnen in Görlitz" etabliert werden. Aktuell stellen sich Fragen nach der künftigen Entwicklung der Stadt als attraktiven Wohnstandort. Auf der einen Seite gibt es weiter vorhandene Leerstände im Altbaubestand und damit Revitalisierungsbedarfe. Auf der anderen Seite bestehen Wünsche und Forderungen nach Neubau, auch mit Blick auf die Ansiedlungen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen. In Anbetracht hoher Anforderungen sowohl an Sanierung als auch Neubau, aktuell hoher Baukosten sowie unsicherer Finanzierungsbedingungen und weiterhin einer vergleichsweise niedrigen Kaufkraft, müssen künftige Wohnstandortentwicklungen kritisch diskutiert werden. Hinsichtlich des Ziels der Klimaneutralität ist die Bestandserhaltung und -sanierung, sowie die Limitierung bzw. sinnvolle Steuerung von Neubau zum Ressourcen- und Flächenschutz unabdingbar. Dabei gilt es die Sichtweisen verschiedener Akteur*innen in den Blick zu nehmen (Wohnungswirtschaft, Stadtplanung, Denkmalschutz, Wirtschaftsförderung, Wissenschaft) und einen kontinuierlichen Austausch zu fördern.
Ansprechperson: Stefanie Rößler, s.roessler @ioer.de
BiciBus – Der Fahrradbus
Das Wort "Bici" kommt – wie die Idee zum Experiment aus Spanien und bedeutet Fahrrad. Übersetzt ist ein Fahrradbus gemeint, bei dem Schüler*innen mit dem Fahrrad jeweils in Gruppen auf vordefinierten Strecken (mit Zu- und Ausstiegspunkten, ähnlich einem Busfahrplan) zur Schule fahren. Der Fahrradbus gilt dabei laut Straßenverkehrsordnung als ein Verband und wird behandelt wie ein großes Fahrzeug. Dadurch darf und soll sogar der gesamte Fahrstreifen genutzt werden. BiciBus fördert durch Bewegung die Konzentrationsfähigkeit der Kinder, sorgt dafür, dass Kinder mit dem Fahrrad sicherer zur Schule kommen und verhilft Kindern zur eigenen und nachhaltigen Mobilität. Übergeordnet hat das Experiment zum Ziel, dass weniger Kinder in Privat-Pkws von den Eltern zur Schule gefahren werden und damit motorisierter Verkehr im Stadtgebiet reduziert wird. Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche 2024 war bereits ein Test des Konzepts geplant, das von vielen Seiten auf Zuspruch stieß und mediales Interesse weckte. Aufgrund mangelnder Anmeldungen von Kindern wurde das Experiment kurzfristig nicht durchgeführt. Dennoch soll die Idee aufgrund der breiten Begeisterung von unterschiedlichen Netzwerken und Akteur*innen perspektivisch weiterentwickelt und z.B. hinsichtlich der angebotenen Fahrwege verbessert werden, sodass sie die Bedürfnisse der Familien trifft.
Ansprechperson: Susanne Werner, s.werner @goerlitz-fuer-familie.de